Weather Report waren zu Beginn der 1970er-Jahre eine sogenannte Super-Group des Jazzrock: 'In A Silent Way' des Wiener Joseph Zawinul gab nicht nur dem Meilenstein von
Miles Davis den Namen, Zawinul hatte dort auch E-Piano mitgespielt. Vorher war er viele Jahre Teil des
Cannonball Adderley Quintets. Saxophonist Wayne Shorter gehörte seit 1964 zum legendären Miles Davis Quintet. Bei 'Bitches Brew' heckten die beiden dann das Projekt einer eigenen Band aus: Die ersten Platten von Weather Report vermögen kaum die Energie wiederzugeben, welche diese Band besaß. Gute Liveaufnahmen wie das legendäre 'Live In Tokyo' oder 'The Agora, Columbus OH, October 17th 1972' zeigen so etwas wie einen Pentagramm des Ringkampfs: Zawinul und Shorter und ihre leider ständig wechselnden Mitstreiter an Bass, Schlagzeug und Perkussionsinstrumenten machten einfach Musik: Fusion ohne den Kokainschimmer, der sie später zu einem geschäftlichen Top Act werden ließ. Zu Beginn des Jahrzehnts spürt man eine Phase des Herausgefordertseins, kollektiv Kreativität und Artikulationsvermögen zu erkunden – eben das, was ab 1979/80 den Reiz von Post-Punk ausmachte. Nur Weather Report, darin ein nicht ganz unwichtiger Unterschied, unternahmen diese Experimente auf der Grundlage von virtuosem Können im Hinblick auf Spiel und Komposition. Derartiges sind nicht unverzichtbare Qualitäten, doch wenn mit ihnen wirklich Musik gewonnen und errungen wird, dann ist die mindestens ebenso atemberaubend und innovativ wie die kaum glaublichen Errungenschaften des Post-Punk. Auch noch mit 'Sweetnighter' (1973) kriegten sie eine Mischung aus Jazz, Funk und Weltmusik gewuppt, die damals auch in den Diskotheken die Leute in Wallung setzte. Ab 1975 wurden sie erfolgreicher, 'Black Market', 'Heavy Weather' mit dem einer Tupperwaredose ähnlich unzerstörbaren 'Birdland', das ist Kram zur Querfinanzierung: Wenn die aufregende Musik die Kohle nicht bringt, macht man halt Derartiges. Doch die frühen Sachen erzählen einfach mehr von kulturellem und sozialem Aufbruch.