Kann man jemanden anders irgendwie sinnvoll neben
Elvis Presley stellen? Elvis besaß Charisma und Stimme, kannte die Tradition, brachte
Blues und
Country überzeugend zueinander, war einer der echten Pioniere, kurzzeitig mit einer richtig guten Band (Scotty Moore), herausragenden Songs und einer Bühnenpräsenz voller Sexualität. Doch schnell entschied er sich für
RCA, die Armee und „Wooden Heart“: ein Mythos, der seine Unsterblichkeit herausragenden 24 Monaten und einem Niedergang von über 2 Dekaden verdankt. Gene Vincent andererseits sah weniger gut aus. Zudem wurde der ebenso wie Elvis im Jahr 1935 Geborene durch einen Motorradunfall entstellt, als er 20 Jahre alt war. Er weigerte sich, sein Bein amputieren zu lassen. Sein Hinken, verstärkt durch schwarzes Leder am gesamten Körper, gab ihm eine sinistre Aura. Es folgten Jahre mit Schmerzmitteln und Alkohol. Aber Gene hatte ursprünglich
Cliff Gallup an der Gitarre (Gonna back up Baby), und seine Stimme beherrschte einen Kosmos von Emotionen, er konnte flüstern, jaulen und den Irrsinn der Existenz Gestalt werden lassen, dort wo Hysterie und Ekstase pipapo. Mehr noch als der von
Jerry Lee Lewis war Vincents
Rockabilly, die Urform der weißen Rockmusik, eine dunkle Macht voller Verführung und Sexualität. Nie wieder erreichte er die Form der späten 50er Jahre. Auch deshalb - und ohne einen Ausverkauf in Las Vegas - ist sein Schicksal mit dem von Presley vergleichbar.