Über eine meiner Lieblingsbands werde ich in diesem Forum immer schweigen müssen, weil keiner, der alle beieinander hat, je die Verrücktheit bereuen wird, sich irgendwann eine Platte von
The Jesus Lizard zugelegt zu haben. Klassische Catch-22-Situation, die dazu führt, dass es keinen Second-Hand-Markt für The Jesus Lizard gibt und die Unerleuchteten glauben,
Kyuss wäre irgendwie besonders. Immerhin jedoch trafen zwei Viertel von The Jesus Lizard einander bei Scratch Acid, einer Punkcombo aus Houston/Texas: David Yow, der Sänger, und David W. Sims, der Bassist. Wo Scratch Acid eine nach Außen gerichtete Aufgeregtheit aus dem Punk verraten, wurden The Jesus Lizard ein böse kriechendes Reptil, ein Komodowaran, behäbig scheinend, aber im entscheidenden Moment tödlich schnell. Scratch Acid klangen wie eine Version der frühen
Gun Club, aber mit einer deutlicheren Neigung zu Atonalität, freieren Rhythmen und Surf – etwa das arithmetische Mittel aus Gun Club und
Big Black. Wenn dann die Bläser bei 'Just Keep Eating' dazukommen, klingt es auch wie die frühen
Saints. Auf jeden Fall prima. Namedropping? Ich bin sicher, mir hätten Scratch Acid auch live gefallen, denn David Yow war immer ein Frontmann, der den Adrenalinschub des Vor-dem-Publikum-Auftretens viel sympathischer nach außen trug als der ewig konfrontative
Iggy Pop, der immer irgendwen im Publikum beschimpfen musste. Yow ist eine humorvolle Rampensau, dessen virtuose Improvisation darin bestand, sich in die irresten Situationen zu bringen und doch jeden Einsatz zu treffen. Oh, they don't mak'em like that any more. File under: Texas Punk, 2nd Generation. Und was ist aus diesem Supergitarristen namens Brett Bradford geworden?