In der Populärmusik existiert neben Talent auch unerkanntes Talent. Ebenso das Gegenteil: Unverdient populär bei mäßigem Talent. Wo der gute Song von
Depeche Mode? Warum kippen Leute bei Erwähnung der
Stone Roses um? Little Feat hatten eine Kernphase von 1970 bis 1975, da stimmte alles, doch niemanden interessierte das. Die ersten fünf LPs bilden eine beeindruckend konsistente Werkreihe: Innovativ, hinreißendes Ensemblespiel, eine Amalgamierung von vielen Traditionen, dennoch eingängig und so irrsinnig groovy, dass dem Hip-Hop die Eier einschrumpeln. Keiner kennt sie, weil viele Klischees kursieren: Die Fans sind über 60 Jahre alt, tragen komische Frisuren und Lederwesten. Pitchfork erwähnt sie nie, bei The Wire werden sie nur abschätzig als Begleiter von
John Cale auf Paris 1919 erwähnt und ebenso vom mitunter sehr unwissenden
Mark Lanegan. Was tun, wenn selbst die Leitbilder taub sind? Little Feat entstanden durch eine bizarre Meiose, indem sich der Bandnukleus von den Mothers Of Invention trennte, was NIRGENDWO zu hören ist. Ehrenwort. (Außer dass
Zappa niemals Nieten in seiner Nähe duldete.) Die ersten ersten fünf LPs entstanden mit zwei unterschiedlichen Lineups: Das Debüt und Sailin Shoes orientieren sich an
Country und
Blues und sind recht roh. Ab Dixie Chicken (1973) spielen sie so funky und synkopiert, dass selbst die
Meters gelb und grün werden müssten. Am besten sind Liveaufnahmen vor 1976! Suchen!