Sun Ra

Herman Blount alias Sun Ra ist sicherlich die schillernste Figur des modernen Jazz. Doch hinter den eigenwilligen Inszenierungen des 1914 geborenen Amerikaners steckte stets eine existentielle Botschaft. Der von Sun Ra geprägte Afrofuturismus ("Space ist the Place") war sowohl eine Reaktion auf den Alltagsrassismus der USA als auch die Eroberung eines künstlerischen Raumes, in dem die Möglichkeiten des Jazz jede Grenze hinter sich lassen sollten. In diesem Werk spiegelt sich die gesamte Spannweite von Ragtime, Swing, Bebop und Free Jazz wider, die der Musiker gekonnt vereinen, variieren und zu transformieren wusste. Bis heute streiten sich Jazzaficionados darüber, ob Blount ein Scharlatan oder der größte Innovator des Jazz im 20. Jahrhundert gewesen ist. Wenn man sich Platten wie "Super-Sonic Jazz" (1956) oder "Strange Strings" (1966) anhört, kann man aber nur zu dem Schluss kommen, dass Sun Ra und sein "Arkestra" in Galaxien vorgedrungen sind, "die nie ein Mensch zuvor gesehen hat."