So kann ein halbes Jahrhundert als Populärmusiker aussehen: zuerst mit
Taj Mahal eine Bluesrockband um 1965 gründen, sofort komplex verzahnte Musik machen, die sich aber deutlich NICHT auf Sound und Struktur des elektrischen Chicago-Blues stützt, sondern direkt Delta- und Folk-Blues-Material verwendet: Wer hat zuerst den 'Statesboro Blues' von Blind Willie McTell gecovert? Dann, bevor man überhaupt 20 Jahre alt ist, bei
Captain Beefheart's Magic Band das sagenhafte Debüt 'Safe As Milk' mitgestalten (das haarsträubende Intro zu 'Grown So Ugly'), anschließend bei den
Rolling Stones so lange rumhängen, bis die seine Ideen klauen und ihn nur manchmal nennen ('Love In Vain' oder 'Sister Morphine'). Und dann einfach
Americana machen: ständig Platten mit Coverversionen von Songs präsentieren, die sonst womöglich vergessen wären: 'Into The Purple Valley', 'Paradise And Lunch', 'Jazz'. Ry Cooder machte Musikgeschichte hörbar: immer den Songs und Ideen angemessen, meisterhaft und ökonomisch an allem, was irgendwie Saiten hat (vor allem die von vielen schlimm missbrauchte Bottleneck-Technik), und auch noch gut gesungen und toll produzierte Musik: einer, der es draufhat. Dann ab 1980 vor allem Soundtracks ('Paris Texas', 'The Long Ryders') und dann in den 1990ern, als er nicht einmal 50 Jahre alt war, die Exkursionen in die Weltmusik (
Nusrat Fateh Ali Khan) und anschließend, auch dank der seit 'Paris Texas' etablierten Kooperation mit Wim Wenders, das doppelte Launching von '
Buena Vista Social Club': CD und Film. Er macht weiterhin gute Musik und beleidigt also nicht sein Werk, indem er durch Kritiklosigkeit sich selbst gegenüber so argen Kram publiziert, dass das Publikum sich fragen müsste, ob er noch alle Tassen im Schrank hat. Ry Cooder bleibt ein Musiker ohne Skandale mit viel artistischer Integrität, der ähnlich wie Tav Falco auch die Tantiemen weiterleitet.