Heroin war immer schon populär unter Musikern des 20. Jahrhunderts, die nicht in den Genuss von geregelten Arbeitsverträgen kamen, sondern Populärmusik machten. Um im Wettbewerb zu bestehen, musst du herausragen. Herausragend bist du, wenn du dein Talent entwickelst und erhältst. Du musst also ständig mit den anderen musizieren. Und wenn Zeit Geld ist, und das gilt natürlich besonders für Arme, dann kannst du also nur durch Tourneen dein Talent entfalten. Die wiederum sind vielleicht zwei Jahre lustig und dann nur noch strapaziös. Heroin verschafft Privatsphäre unter Bedingungen ohne Privatsphäre. Auch Lee Morgan (1938-1972), ein feuriger Hard-Bop-Trompeter, lebte in den Klauen des Opiumderivats. Nach Jahren bei
Art Blakey, der immer Gespür dafür besaß (hierin
John Mayall und
Chico Hamilton vergleichbar), welche Talente seine Jazz Messengers bereicherten und sie danach ziehen ließ, stand Morgan eigentlich eine wunderbare Karriere bevor. Aber immer wieder fiel er in Drogenlöcher. Phänomenal seine Rückkehr aus einem von ihnen auf dem Titeltrack von
Hank Mobleys 'No Room For Squares' (1963) (2:25-3:59): Wie er da die Spannung aufbaut und ständig doch noch elegant höhere Schlenker findet. Das sucht ihr bei
Scooter vergeblich. Dann bescherte er unter eigenem Namen dem damals noch unabhängigen Label
Blue Note mit 'The Sidewinder' einen Riesenerfolg im anspruchsvollen Hard-Bop-Segment. (Blue Note nutzte die Erfolge von
Jimmy Smith und den
Three Sounds zur Gegenfinanzierung der Avantgardemusik von Morgan,
Bobby Hutcherson,
Sam Rivers und
Andrew Hill.) Morgan konnte alles, die 'Last Sessions' (1972) beweisen, dass er auch elegant Fusion in seine Musik integrieren konnte. Dann knallte seine Lebensgefährtin ihn ab. Kinders, neben
Miles Davis gibt es noch andere Trompeter! Nicht alles, was er einspielte, ist Gold. Aber die Ausbeute ist immer höher als bei
Van Halen oder den
Foo Fighters. Forschen!