John Martyn war der erste weiße Solokünstler, den Chris Blackwell, Chef von
Island Records, unter Vertrag nahm. Martyn, ein schottischer Saufrüpel, schuf vor allem zwischen 1970 und 1977 ein faszinierendes Werk aus eigenen Songs, die er mit den besten Sidemen einspielte. Mit seiner Frau Beverley machte er 'Stormbringer' und 'The Road To Ruin'. Ihre Stimme, ein warmer Alt wie der von
June Tabor oder
Sandy Denny, war auf beiden ziemlich präsent. Aber dann verdrängte der alte Chauvinist sie einfach. Eigentümer der ursprünglich von ihm selbst verlegten 'Live At Leeds' sehen, dass sie, wenn sie nicht die Kinder erzog, ungefähr dreitausend Mal 'Sorry to be so long ... and Beverley Martyn' auf die Rückseite schreiben musste, bevor er faul und riesig 'John' dazwischenklierte. Warum trotzdem sich mit ihm beschäftigen? Na ja, diese Synthese aus
Jazz,
Folk,
Blues,
Funk und
Rock, zuweilen nur im Trio mit Danny Thompson (Kontrabass, genau der, den ihr alle von
Nick Drake kennt) und einem Schlagzeuger eingespielt, im Zentrum seine durch ein Echoplex-Gerät manipulierte akustische Gitarre und sein heiserer Gesang - das ist einzigartig und organisch. Musik, die immer mehr ist als nur die Summe ihrer Einflüsse. Wie er 'I'd Rather Be The Devil' von
Skip James auf 'Solid Air' in eine pulsierende Dub-Zelle verwandelt, ist bemerkenswert. Dass er nach 'One World' (1977) noch bestimmt 20 Platten machte, bevor seine Leber 2009 stärker war als sein Leben - geschenkt. Wichtige Quelle für
Ryley Walker, überaus unwichtige Quelle für
Duran Duran.