Recomposed Remixes

ReComposed by Carl Craig & Moritz von Oswald ist der Dritte Teil der elthits ist in vielerlei Hinsicht ein Wagnis. Wer ist befhigt, dieses als Fahrstuhlmusik und durch Autowerbung zum Klischee seiner selbst erstarrte Werk zurck zu fhren zum Ursprung seiner musikalischen Idee? Von Oswald und Craig, die Meister der Reduktion, sind es. Oberflchlich betrachtet haben Vorlage und Neubearbeitung nicht sehr viel miteinander gemein. Mit ruhiger Ernsthaftigkeit schlt sich die markante Rhythmik des Bolero aus dem Intro der elektronischen Re-Komposition. Die nach ungefhr 15 Minuten einsetzende fiebrige Perkussion entwickelt einen unwiderstehlichen Sog. Weich pulsierend kommt zum ersten Mal eine Bassdrum hinzu. Das Stck mutiert zu einem hypnotischen Clubtrack, in dem die unnachahmlichen Handschriften von Craig und von Oswald organisch miteinander verschmelzen. Mit den Mglichkeiten, die eine Mehrspuraufnahme zur Neubearbeitung bietet, sind die beiden Knstler sparsam und zielorientiert umgegangen. Bei aller Unterschiedlichkeit im Klang ziehen sich mit viel Fingerspitzengefhl platzierte Bolero-Splitter durch die Bewegungen. Und schlielich stellen wir fest: Neubearbeitung und Vorlage verbindet vor allem ihr identisches Zeitgefhl und ihr kontrolliertes Feuer. Hier wurde der Bolero-Gedanke der gedehnten Zeit und endlosen Steigerung weiter gedacht. Der Bolero-Entwurf wurde mit wenigen Strichen abstrahierend nachgezeichnet. Ravels Original und die Neukomposition von Craig und von Oswald lassen sich wie ungleiche Geschwister nebeneinander stellen. Hier die Vorlage, dort ihre Abstraktion. Mit dieser Bearbeitung haben die beiden Elektronikmusiker zwar keinen einfachen, aber einen absolut logischen Weg gewhlt. Denn hier ist sie, die berhmteste repetitive Komposition in der abendlndischen Klassik. Ein rhythmisches Loop, auf das in steter Steigerung Melodien aufgebaut werden, lsst zum ersten Mal im Abendlande das Gefhl der Endlosigkeit entstehen. Die Parallele zu zeitgenssischer Clubmusik liegt auf der Hand. Movement 5 offenbart die Affinitt der Knstler zu Filmmusik. Hier sind zum ersten Mal im Verlauf der bisher ca. 37 Minuten die Originalaufnahmen der Berliner Philharmoniker mit Ravels Rapsodie espagnole in aller Deutlichkeit zu hren. Dunkel und schwer arbeitet sich die Prlude la nuit der Rapsodie vorwrts, von Craig und von Oswald mit Pausen und Hallschleifen effektvoll inszeniert. Unerwartet kommt gefilterte Perkussion hinzu und das Arrangement scheint sich ab hier zu verselbstndigen. Spannung wird aufgebaut und - statt sie aufzulsen - immer weiter gehalten. Auch berraschende Cross-Kombinationen der drei Werke untereinander gibt es: Die verschachtelten Trompetenfragmente, die sich in Movement 3 so hervorragend in die Bolero-Rhythmik einfgen, entstammen der berhmten Passage fr Solotrompete aus Bilder einer Ausstellung. Aus diesem Werk stammen auch die Blser, die der Rapsodie espagnole in Movement 5 ihre dunkle Wucht verleihen.[partysan.net]